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08Jun 2016

Altbau Fassade mit Stuck sanieren | Warum Risse am Altbau eine Gefahr sein können!

Balkonsanierung Stahlträger entrosten Stuckverzierung

Aus aktuellem Anlass widme ich einen weiteren Post dem Thema der Fassadensanierung und warum das so wichtig ist. Risse an einer Altbaufassade bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit. Warum genau, das möchte ich mit den folgenden Bildern noch einmal deutlich machen. Was von außen wie häßliche Risse an einer Fassade aussieht kann im inneren schon große Schäden verursacht haben. Durch die Risse dringt bei jedem Regen Wasser in die Substanz des Gebäudes ein. Besonders im Winter werden mit jeder Einwirkung die Schäden größer und größer. Sind die Risse erst einmal so breit, das sie Wasser ungehindert durchlassen ist es nur eine Frage der Zeit und Temperatur bis eingelagertes Wasser gefriert. Die Ausdehnung des Wasser bei Frost sprengt nach und nach Teile des Putz ab. Jedes Mal ein bisschen mehr. So werden die Risse größer und größer, mehr Wasser kann eindringen und der schädigende Effekt wird immer größer. Jetzt könnte man ja meinen im Sommer regnet es nicht so viel und wenn es mal regnet trocknet ja auch alles wieder schnell ab. Weit gefehlt, denn erstmal in die Fassade, das Mauerwerk und den Putz eingezogen hält es unter der Oberfläche verborgene Stahlträger feucht. Das mitunter über hundert Jahre alte Metall rostet langsam und unbeobachtet vor sich hin. Je mehr Rost sich bildet, umso besser kann sich nachkommendes Wasser in den bereits aufgequollenen Flächen festsetzen. Je tiefer Wasser eindringen kann und umso größer die befallene Fläche ist, desto weniger gut trocknet die betroffene Fläche ab. Das aufquellende Metall drückt den darüber liegenden Putz und eventuell vorhandene Stuckelemente ab. So lange bis dieser keinen Kontakt mehr am Untergrund hat. Spätestens wenn das erste Stück an der Fassade abgebrochen ist sollte man schnellstens handeln. Je länger eine Sanierung herausgezögert wird, umso größer sind die zu erwartenden Schäden.

1. Bild: Während einer Fassadeninspektion von einem Hublift sind diese Aufnahmen entstanden. Bei einer solchen Inspektion, werden die zugänglichen Bereiche einer Fassade in Augenschein genommen und auf hohlstehende Bereiche geprüft. Absturzgefährdete Teile können bei dieser Gelegenheit gesichert und weitere Maßnahmen zum vorübergehenden Schutz der Fassade vorgenommen werden. Nach Analyse der Schäden wird der Sanierungsaufwand und die zu bearbeitenden Flächen dokumentiert. Mit einer Materialprobe kann schon im Vorfeld ein passendes Material für die Fassadensanierung bestimmt werden.

2. Bild: Nach der Beauftragung und unter Umständen dem einholen einer Behördlichen Genehmigung kann mit der Sanierung der Fassade begonnen werden. Hierzu werden die im Vorfeld ermittelten Bereiche freigelegt. Nun wird das eigentliche Ausmaß der Schäden erst sichtbar. Hier kann man von einem guten Fall sprechen, wenn die Stahlträger nur leichten Flugrost haben. Das Bild zeigt deutlich wie groß der Schadensumfang ein paar kleiner Risse sein kann. Der Bereich zwischen zwei Fenstern ist nahezu vollständig zerstört. Die Stahlträger mussten freigelegt werden, um sie weiterbehandeln zu können.

3. Bild: Das aufrechte Stahlprofil einer Fensterleibung zeigt deutlichen Lochfraß. Im Bereich der ehemaligen Fensterbank ist wieder und wieder Wasser eingedrungen und hat die mittelwand des Stahlträgers völlig zersetzt.In diesem Fall hilft noch eine Vestärkung, da die beiden Stege noch nicht so stark betroffen waren

4. Bild: Wie groß der Schäden an der Fensterbank war kann man schon an diesem Bild gut erkennen von der ehemaligen stuckverzierten Fensterbank ist nichts mehr übrig auch das dahinter liegende Mauerwerk hatte keinen Halt mehr. Der Schäden zieht sich also deutlich in den Innenbereich. Hier ist nichts mehr vorhanden. Der gesamte Wandaufbau muss erneuert werden. In diesem Fall Mauerwerk, Stahlträger, Innen und Außenputz, sowie die Stuckverzierung als von außen Sichtbares Schmuckelement der Fassade.

5. Bild: Welche Dimension ein Riss in einer Stuckfensterbank bekommen kann sieht man in der Perspektive von oben am besten. Der gesamte Mittelteil des Stahlträgers ist komplett verrottet. Über Jahre hat sich darin das Wasser gesammelt und so den Träger bis zur völligen Zerstörung zersetzt. Über die Statische Notwendigkeit dieser verbindenden Elemente möchte ich noch garnicht sprechen. Was an dieser Stelle vielleicht Statisch noch zu verkraften ist, sieht an einer andere sicher schon wieder ganz anders aus. Aus heutigen Gesichtspunkten würde die Statik bestimmt auch ganz anders ausgelegt werden. Mit diesem Thema ist also nicht zu Spaßen. Bei allen Zersetzungen die nicht nur Oberflächlich sind sollte im Rahmen der Sanierung immer ein Statiker hinzugezogen werden.

6. Bild: So kann ein Austausch aussehen. Die alten Stahlträger können in der Regel nicht miteinander verschweißt werden. Die meisten Verbindungen wurden damals vernietet. Heute werden die Verbindungen mit dem Bestand verschraubt. Dabei geschwächte Bereiche werden mit zusätzlichen Platten verstärkt und für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht.

7. Bild: Verbliebene Stahlträger bekommen an den zugänglichen Flächen nach erfolgter Reinigung eine mehrschichtige Schutzbeschichtung.

8. Bild: Nach dem mehrlagigem Putzaufbau mit dem Bestand angepassten Mörteln, werden die Strukturen der Oberflächen wieder hergestellt. Verloren gegangene Stuckgesimse und Ornamente rekonstruiert. Bei Fassadensanierungen können die Ergänzungen je nach Umfang vor Ort von Hand ausgeführt werden. Bei dem Umfang, wie hier auf den Bildern dargestellt werden die Gesimse an Ort und Stelle nachgezogen, in der Werkstatt vorgefertigt oder vor Ort betoniert. Je nach Anforderung und Dimension. Wichtig ist ebenfalls, das ab gewissen Ausladungen vorstehende Teil dauerhaft an der Fassade verankert werden müssen.

9. Bild: Abgebildet ist das fertig sanierte Stuckgesims mit dem abschließendem Fassadenanstrich.

10. Bild: Der Erker der Stuckfassade nach der Sanierung, von den Rissen ist nichts mehr zu sehen. Alle Bereiche wurden so überarbeitet, das die eigentlichen Schadensstellen nicht mehr zu erkennen sind. Bei einer vollständigen Sanierung ist davon auszugehen, das die Fassade vor den Witterungseinflüssen der kommenden Jahrzehnte geschützt ist. Zwischen dem ersten und dem letzen Bild liegen Ca. 10 Monate. Die Sanierung des Erkers hat vom Aufbau des Gerüstes bis zur fertigen Beschichtung einige Wochen benötigt.

Falls Sie Risse an der Fassade feststellen besteht immer Handlungsbedarf und wenn es nur zur Kontrolle und Reparatur des einzelnen Riss führt. Häufen sich Risse an einer Fassade insbesondere im Bereich der Fenster besteht sogar einer erhöhter Handlungsbedarf und ich empfehle die Fassade mit einem Hublift zu kontrollieren. Es erschien mir wenig sinnvoll abzuwarten bis erste Teile von der Fassade abbrechen. Dieser Post ist entstanden, weil der Gefahr die von vermeintlich kleinen Rissen ausgeht immer und immer wieder unterschätzt wird.